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Pressemitteilung

ÖDP: Illegal entsorgter Müll .. ein wachsendes Problem - Gabriela Schimmer-Göresz und ihre Einblicke als „Aufheberin“

Wer sehenden Auges über die Straßen fährt oder spazieren geht, dem fällt auf, dass die Natur zunehmend als Mülldeponie missbraucht wird.

Fotos: Gabriela Schimmer-Göresz

Ob nun Autoreifen im Graben, alte Sanitärgegenstände am Waldrand oder gemischte Müllfraktionen auf Parkplätzen oder entlang der Straßen … Es scheint eine Spezies Mensch zu geben, die sich gedankenlos ihrer Zigarettenschachtel, ihres Coffee-To-Go-Bechers, ihrer Fast-Food-Tüte, ihrer leeren Flasche Alkohol und anderer Gegenstände durch einen beherzten Wurf aus dem Autofenster entledigt. Besonders problematisch: meist landet dieser kritische Müll auf landwirtschaftlichen Flächen; auf Wiesen, die für Tierfutter bestimmt sind oder auf Äckern, auf denen unsere Lebensmittel angebaut werden. Nicht selten landet die Glasflasche auf einem Stein und die Scherben werden zur Gefahr für Mensch und Tier.
Die bei Sammelaktionen gefundenen Flaschen, angefangen beim Bier bis hin zu harten Alkoholika, zeigen ein weiteres Problem auf:  im Straßenverkehr werden große Mengen Alkohol konsumiert.
Wir müssen also reden, so die ÖDP-Aktivistin, zum Beispiel über den leichtfertigen Umgang mit der abgebrannten Zigarette. Nicht selten wird der Inhalt von Aschenbechern in die Wiese gekippt oder die abgebrannte Kippe einfach auf den Boden geworfen. Zigarettenstummel haben neben ihrer schweren Zersetzbarkeit von ca. 2 bis 7 Jahren zusätzlich einen stark schädigenden Einfluss auf die Umwelt. Bis zu 1000 giftige Substanzen enthält ein gebrauchter Zigarettenstummel, darunter Blei, Kadmium, Arsen, Chrom und Nikotin. Die giftigen Chemikalien gelangen in den Boden und ins Grundwasser. Eine Kippe reicht aus, um 40 Liter Grundwasser zu verschmutzen. Jährlich werden mehrere tausend Kinder in Deutschland behandelt, weil sie achtlos weggeworfene Zigarettenkippen kauten oder gar schluckten. Nikotin ist nach Medikamenten die häufigste Ursache einer Vergiftung im Kleinkindalter. Achtlos weggeworfene Stummel sind außerdem die häufigste Ursache für Waldbrände. Die leere Zigarettenschachtel führt bei jeder Müllsammelaktion das Ranking der verschiedenen Müllarten an.
Ähnlich die Situation bei Plastikmüll: Neben der Klimabelastung entstehen Gesundheitsschäden für Mensch und Tier. Chemikalien und Zusatzstoffe in den Kunststoffen sind giftig und entweichen über die Zeit. Weggeworfene Plastikverpackungen verrotten nicht, durch Alterungs- und Zerfallprozesse entsteht feinstes Mikroplastik, welches über den Boden ins Grundwasser gelangt. Über Nahrung, Luft und Wasser nehmen wir Menschen weltweit im Durchschnitt wöchentlich bis zu fünf Gramm Mikroplastik auf, das Gewicht einer Kreditkarte (Studie der University of Newcastle).
Die Informationen sind umfangreich und frei zugänglich. Auf alles einzugehen, sprengt hier den Rahmen. Der Blick auf die Verrottungszeiten mancher Müllfraktion verdeutlicht die Problematik des Mülls in freier Natur. Babywindeln, für die Beständigkeit entwickelt, brauchen durch ihren Materialmix 500 – 800 Jahre. Papiertaschentücher, deren Material durch moderne Verfahren reiss- und wasserfest gemacht wird, benötigen 1 bis 5 Jahre zur Zersetzung. Papiertüten und Verpackungen beginnen nach ca. sechs Wochen sich zu zersetzen.
Plastiktüten sind erst nach 10 bis 20 Jahren zersetzt. Styropor braucht unglaubliche, geschätzte 6000 Jahre. Plastikflaschen aus PET sind nahezu unzersetzbar, man geht von bis zu 450 Jahren aus.
Was also tun? Schimmer-Göresz: „Wir müssen ein Bewusstsein schaffen, das schon beim Kauf- und Nutzungsverhalten ansetzt: Mehrweg statt Einweg, Plastikverpackungen vermeiden, regional und unverpackt einkaufen, Kosmetik ohne Mikroplastik lautet die Devise. Da gibt es einen Bildungsauftrag und eine klare Aufgabe für die Politik. Zwar sind am 1.1.2022 neue Pfandregeln in Kraft getreten, die nicht mehr den Inhalt, sondern das Material einer Flasche in den Fokus nehmen. Milch, Kaffee- und Milchgetränke sind von der Pfandpflicht erst 2024 betroffen. Das ist ein Anfang, aber die Pfandhöhe ist mit 8 – 15 bzw. 25 Cent noch immer viel zu niedrig und kein wirklicher Anreiz.“
In Deutschland gibt es viele private lokale Initiativen, die sich in Kleingruppen oder auch alleine des Problems annehmen, ob sie nun „Die Aufheber“, „Saubermacher“ oder „Aktiv gegen Müll“ oder anders heißen. Sämtliche SammlerInnen sind sich einig und formulieren einen Aufruf: Kein Müll in unserer Natur! Autofenster geschlossen halten, Müll im Auto belassen und daheim fach- und sachgerecht entsorgen.
Am 17.9.2022 findet der diesjährige World-Clean-Up-Day statt. Schimmer-Göresz: „Lasst uns jeden Tag zum lokalen Clean-Up-Day machen.“

 

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